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Was macht Organisationen erfolgreich? Wo sehen andere Chancen und Herausforderungen für die Zukunft? Was haben Menschen zu sagen, die bereits dort sind, wo ich mich hin entwickeln möchte? Welche Ideen und Gedanken finde ich spannend? Welche Systematiken kann ich auf meinen eigenen Bereich anwenden, um mich oder meine Organisation weiter zu entwickeln?

Auf diese und andere Fragen versuchen wir Antworten zu finden, indem wir in regelmäßigen Abständen Persönlichkeiten aus unserem Netzwerk oder dem beruflichen Kontext der Notfallmedizin und Weiterbildung zu Wort kommen lassen.

„3 Fragen an…“ heißt unsere neue Rubrik, in der wir in regelmäßigen Abständen Denkanstöße liefern, um Menschen und Ideen miteinander in Austausch zu bringen.

 

Beginnen wollen wir mit einem echten Insider und jahrelangem Begleiter von Kursgestalter.
Mark Brommenschenkel ist unsere pädagogische Fachaufsicht und aufgrund seiner Ausbildung als Erwachsenenbildner, seiner langjährigen Erfahrung als Führungskräftetrainer und in seiner derzeitigen Tätigkeit als Personalentwickler in einer saarländischen Landkreisverwaltung prädestiniert, mit uns die aktuelle Situation zu reflektieren und seine Einschätzung abzugeben.

Kursgestalter:
Wir kommen um die aktuelle Corona-Krise ohnehin nicht herum. Also starten wir auch gleich mit der Frage danach. Was hat sich Ihrer Meinung nach durch Corona in der Bildungsarbeit verändert?

Brommenschenkel:
Es ist offensichtlich, dass wir durch die Corona-Krise einen Wandel in den Bildungsangeboten erleben werden. Wenn wir uns die Zahlen vor Corona anschauen, konnten wir sehen, dass nur wenige Unternehmen e-learning-Module überhaupt nutzten. Ich wage zu behaupten, dass in den allermeisten Betrieben nicht einmal 10% der Weiterbildungsangebote durch e-learning abgedeckt wurde. Hier hat bereits ein Wandel eingesetzt, der sich nicht mehr aufhalten lässt. Corona war quasi der Startschuss in eine Richtung, von der wir eigentlich schon lange wissen, dass wir sie gehen müssen. Digitalisierung ist also das Thema der Stunde und die Krise trägt definitiv zu einer Beschleunigung der Digitalisierung im Rahmen der Weiterbildung bei.

Kursgestalter:
Können Sie aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen zu Ihrer These benennen?

Brommenschenkel:
Trotz einer hohen Digitalisierungsaffinität innerhalb unserer Gesellschaft, befinden sich digitale Weiterbildungsangebote noch in den Kinderschuhen. Zumindest müssen wir jetzt nicht mehr darüber diskutieren, „ob“ digitale Angebote das bisherige Bildungsspektrum erweitern sollen, sondern »wie« dies sinnvollerweise möglich ist. Zur Zeit suchen viele Unternehmen und Weiterbildner noch eher nach schnellen und einfachen ¬Lösungen. Dabei bleiben pädagogische Fragestellungen etwas auf der Strecke. So kommt es vor, dass wir ein PDF-Dokument nach dem anderen raushauen und diesem Vorgang den Namen „e-learning“ verleihen. Ich würde mir wünschen, dass wir parallel zur Ausbreitung von digitalem Lernen metho¬disch-¬didaktische Aspekte und die Frage nach der Qualitätssicherung nicht vergessen.

Kursgestalter:
Haben Sie für uns noch 2-3 ganz konkrete Ideen, wie digitales Lernen funktionieren kann?

Brommenschenkel:
In einigen Bereichen ist ja man bereits auf einem guten Weg. Vor allem, weil unsere jüngeren Generationen mit Smartphones und digitalen Medien aufgewachsen sind. Wikis, Blogs, Apps und Serious Games stellen für diese Zielgruppe bereits bekannte Lern- und Arbeitsmittel dar, die sie sich in der Regel selbst ausgesucht und angeeignet haben. Hier ist es unsere Aufgabe, die vorhandenen Möglichkeiten für unsere Zwecke gezielter zu steuern. Technisch sind die allermeisten von bereits auf einem guten stand, da es keine Rolle spielt, ob ich die Informationen über Rechner, Laptop, Tablet oder Smartphone abrufe. Ich sehe aber vor allem eine große Chance im Bereich Virtual Reality. Wir werden künftig in virtuellen Räumen lernen und uns austauschen können. Bei gut gemachten Angeboten werden wir uns fast wie in echten Seminaren bewegen können. Wir werden miteinander diskutieren, Gruppenarbeiten durchführen, Präsentationen entwerfen und sogar Pausen miteinander gestalten können – alles von zuhause oder von unterwegs über eine virtuelle Plattform. Und ich kann mir vorstellen, gerade im Erste Hilfe Bereich mit sogenannten VR-Brillen zu lernen. Mit solchen Brillen sind tolle Lerneffekte möglich. Reale Szenarien können in einer virtuellen Welt nachgestellt werden, damit wir unsere Handlungssicherheit wesentlich realistischer einüben können, als in den aktuellen Erste Hilfe Kursen, in denen immer noch vieles auf theoretischer Ebene läuft. Ich glaube, dass die Hemmschwelle vor solchen Angeboten gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsene gering ist. Schließlich sind sie damit bereits aus ihrem Alltag vertraut.

Kursgestalter:
Vielen Dank Herr Brommenschenkel für dieses Interview.